Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Nix da, Moment mal! Bevor Spargel, Erdbeer und Rhabarber, steigende Temperaturen und kurze Röcke ahnungsvoll das Land streifen wird hier noch ein bisschen Wurzelgemüse aufgetischt. Da kenn ich nix. Immerhin, die Dachterasse strahlt in frühlingssauber, Steine für diverse Gartenbauprojekte sind schon so gut wie bestellt, der dazugehörige Urlaub längst genehmigt – fehlt also noch der Rausschmeisser-Post für die Köstlichkeiten, die der Winter uns bescherte, die bisher aber noch auf ihren Auftritt warten mussten. Im Winter vergeht nicht ein Tag, an dem keine olle Sellerieknolle vorwurfsvoll aus der Gemüseschublade zu mir aufsieht. Meistens bleibt sie liegen. Bei Herrn Baus Ente durften Orangenzesten das Selleriepüree verzieren und in geschmacklich höhere Sphären heben. Herr Humm aus New York verziert mit kandierter Orangenschale seine konfierten Kartöffelchen, was mich erneut verzückend schmatzen lies und weil Orange so gut mit Fenchel und wenn das eine so gut mit dem anderen und im Risotto zwar Staudensellerie, aber dieser dafür nicht weniger selten anzutreffen ist, muss doch alles zusammen wieder eine leckere Schlotzigkeit ergeben. Tut es. Dazu Zander, sowieso ein gerne gesehener Gast, wenn er sich nicht grade so lasziv, nur mit einem Hauch Melange Blanc bedeckt, auf dem Reis räkelt wie hier:
Was im echten Leben meistens noch funktioniert, ist beim Foodblogging leider zum Scheitern verurteilt: Sieht das Essen nicht lecker aus ist es auch egal wie´s schmeckt. Im echten Leben kann man die Gäste dann zwar zu einem Versuch überreden und sie werden sich, nach dem sie die letzten Saucereste genussvoll vom Teller geleckt haben auch überschwänglich dafür bedanken – funktioniert mit DSL dazwischen leider nicht mehr – und wie gerne hätte ich die ganze Welt an diesem leckeren Teller teilhaben lassen. Das mit der Überredung hätte ich dann schon hingekriegt. Wie wär´s mit einem Gläschen Wein dazu:
2011er Sileni Cellar Selection Sauvignon Blanc Marlborough, Sileni Estate
Ein typischer Sauvignon Blanc, wie er nur in Neuseeland wächst. Vollmundig, opulent in der Frucht, rassig, aber sehr ausgewogen und harmonisch im Geschmack mit fruchtigem Extrakt. Die Aromen tropischer Früchte dürften sich mit der Orange ganz gut vertragen und zum Fenchel eine interessante Ergänzung abgeben. Zu Fisch passt der natürlich ohnehin.
Geschmorter Fenchel, kandierte Orangenschale, Orangensauce und Sellerie-Ravioli. Voll vegetarisch, auf dem besten Weg zu einem veganen Gericht, so wie es sie bei uns im Alltag häufig gibt und über die ich viel zu selten berichte. Weil ich Fleisch so geil finde – aber vielleicht werde ich in Zukunft mehr darauf achten. Worauf ich nicht mehr so sehr achten werde ist, den Teller schön perfekt aussehen zu lassen. Ich bin dagegen! Ich lehne die Kunst des aufwändigen Anrichtens hiermit offiziell ab und schlage damit die Brücke zum Dadaismus. Schlagt das mal nach 😉 Und genießt dazu eine Flasche Riesling:
2010er Rotschiefer Riesling Trocken Rheinhessen, Heyl zu Herrnsheim, Bio-Riesling
Ein saftiger Riesling, elegant und ausgewogen, nicht zu straff in der Säure. Hier dürfte die Kombination von Apfel-, Zitrus- und Pfirsicharomen mit Fenchel und Orange auch eine interessante und reizvolle Kombination ergeben.
Aber auch davon werde ich mich bald erholt haben und seh mich vor dem geistigen Auge schon wieder im Freien kochen. Kräuter aus der Kräuterschnecke und Salat aus dem Hochbeet pflückend, offenes Feuer, offene Flaschen. Frühling, ich wär dann soweit!