Neulich im Buchhandel, Abteilung Kochbücher: 30 Minuten Menüs, Keine Zeit zum Kochen, 20 Minuten sind genug, Schnelle Küche mit Stil / für Gäste / für jeden Tag… Eine Auslage voller Blitzrezepte für ein Land voller gehetzter Mensch. Dazu sag ich mit den Worten von Hermann Gentsch: „Wer immer gehetzt ist, nimmt sich selbst zu wichtig.” Ich krieg in 20 Minuten nichts gescheites auf den Teller. Eigentlich schau ich noch nicht mal auf die Uhr beim Kochen, wundere mich aber immer wieder, dass es schon so spät ist, wenn wir am Esstisch sitzen. Und dann in 30 Minuten ein Menü auf die Teller zaubern? Stell ich mir schwierig vor – und peinlich, wenn einer der Gäste noch nen Schucker Soß‘ haben möchte, man aber keine Zeit hatte welche zu kochen…
Trotz allem stellte ich mir selbst die Aufgabe in unter einer Stunde einen wirklich gelungenen Teller zu montieren. Und da fängt die Zeitrechnung an, wenn ich das Messer aus der Schublade nehme. Das Gericht selbst stand schon fest: Es sollte einen zweiten Versuch des Wasabi-Risotto geben, denn ich hatte etwas gut zu machen. Wasabi-Pulver hat mit Wasabi nömlich ungefähr so viel zu tun wie die Berliner mit der Chinesischen Mauer. Mein Pulver bestand hauptsächlich aus Meerrettich- und Senf-Pulver, irgendwelcher Stärke und gelbe sowie blauer Farbe, die zusammen grün ergab. Das kann ich auch selber. Kiddel aus, Schuuz an, Stopuhr läuft…
Also, Spinat für die Farbe und Meerrettich für den Geschmack gekauft. Senfkörner für die Curry-Paste poppen lassen und zusammen mit angerösteter Koriandersaat, Inger, Chili, Knoblauch, bisschen Öl gemörsert. Mit der Kokoscreme in der Pfanne leicht angebraten, Risottoreis mitgebraten, mit trockenem Weißwein abgelöscht, mit Gemüsebrühe den Reis gegart und den Asia-Saucen abgeschmeckt. Schlückchen Essig noch dazu und dann den Spinat. Den hab ich vorher in einer Pfanne zusammenfallen lassen, mit Gemüsebrühe durchpüriert und dann war das ein schöner Farbgeber. Geschmeckt hat das Risotto auch besser als beim ersten Versuch nur überzeugend war es immer noch nicht. Angerichtet habe ich dieses Mal, inspiriert von den Zwiebelschälchen, in Lauchringen, die vorher blanchiert wurden. Das war schön. Dekoriert wurden mit Korianderblüten, die dann auch das Koriander-Aroma noch auf eine zurückhaltendere Art als ihre Blätter ins Spiel brachten.
Außerdem hatte ich mal wieder Lust auf Bratkartoffeln. Und Jakobsmuscheln. Die hatte ich erst einmal in der Pfanne und habe Cupcakes daraus gemacht. Mit Pastinaken-Vanille-Frosting. Die Vanille fand ich lecker dazu, Pastinaken nicht, also hab ich einfach die Bratkartoffeln mit Vanillezucker karamelisiert. Das heißt für die Zeitplanung natürlich, dass der ganze Spaß eigentlich mit einem Kartoffel-Casting begann. Dann waschen, schälen, kochen, ausdampfen, in präzise 5 Millimeter dicke Scheiben schneiden und in bester Butter gemütlich anbraten. Eine Stunde für alles.
Die Jakosmuscheln sind dafür schnell gebraten. Trocken tupfen, kreuzförmig von beiden Seiten anschneiden in Olivenöl anbraten, mit Maldon-Salz bestreuen. Ich will ja nicht angeben – das liegt mir einfach nicht (harhar) aber das war schon ein leckeres Gericht. Leider mit 1:05 etwas überzogen, aber da bin ich großzügig mit mir. Allerdings würde ich beim nächsten Versuch fairerweise die Spülzeit noch mit einbeziehen, denn hier waren im Einsatz: Topf für Kartoffeln kochen, Pfanne für Spinat (später Jakobsmuschenln), Topf für Brühe, Pfanne für Risotto, Pfanne für Bratkartoffeln. Und ich hab ja nicht (wie der Henssler) jemanden, der mir die Küche wieder blitzeblank putzt und deswegen leider auch kein Brett mit zwei Seiten… (Nicht kapiert? 1.9. 15:05 ZDF!)