Man ist ja nicht mehr so schnell aus dem Häuschen, wie man es früher mal war. Tennis zum Beispiel. Anfang Juli 1985 muss es heißer gewesen sein als heute, denn euer Chefchen kann sich gut erinnern, wie er im Planschbecken spielte und sich ständig wunderte, warum der Papa nur im Halbstundentakt in die Sonne kam um völlig zusammenhanglose Zahlen wie 6:3 – 6:7 – 7:6 – 6:4 mitzuteilen. Und warum schwitzte er so, wo er doch die ganze Zeit vor dem Fernseher saß (Schwarz-Weiß übrigens und ohne Fernbedienung, was bei 4 Programmen, wir hatten RTL über Antenne, auch kaum nötig war)? Am Ende hat der Deutsche gewonnen. Wobei der am Ende vor allem als Samenspender in Erinnerung geblieben ist…
Es gibt erste Male, die sind zum vergessen, an andere erste Male erinnert man sich gerne, manche hat man gar verdrängt. Und ich bin ganz froh, dass ich ein paar richtig spannende erste Male erleben durfte. Zum ersten Mal selber eine Schallplatte auflegen, den Videorekorder programmieren, den Mond durch ein Teleskop anschauen, zum ersten Mal in ein Saxophon blasen, ein Mädchen küssen, einen Ring anstecken, die Hitze auf einem Induktionsherd regulieren – beim Kalbskotelett grillen so richtig aus dem Häuschen sein!
In der Hoffnung auf ein schönes Steak, zum dem ich meine Pfirsich-Salsa machen konnte, auf die ich eigentlich Lust hatte, trat ich an die Auslage aus der mir ein großes Stück Kalbsfleisch mit seinen herausragenden Knochen entgegen winkte. Zwei Rippen, ein Stück – mehr Worte waren nicht nötig. Herr Metzger quittierte mit einem anerkennenden Nicken und ich sah die 800 Gramm in frischen Kräutern mit Knoblauch, Zucker, Pfeffer, Salz und Olivenöl mariniert auf den Grill wandern. Sich runderherum eine Kruste bilden, Hickory-Rauch langsam ins Fleisch einziehen, bis die Kerntemperatur auf 63 Grad stieg und das Messer zum Anschnitt wie durch einen saftigen Käsekuchen glitt.
Viel Zeit war nicht, denn die Grill-Aktion war eher auf Spontanität angelegt. Man bekommt den Eindruck so ein Fleisch wird nur noch gut, wenn es 1. über Nacht mariniert und 2. tagsüber bei zweistelligen Temperaturen langsam auf Gare gebracht wird. Keine Frage, ich hätte es nicht anders gemacht, aber es war schon nach Sechs, das Spiel beginnt Viertel vor Neun (Deutschland hat nicht zum ersten Mal gegen Italien in einem Halbfinale verloren…) also den Instinkten folgend: Kräuter pflücken, hacken, mit Olivenöl, Zucker, Pfeffer, Salz mischen. Den Fett-„Deckel“ vom Fleisch rautenförmig einschneiden und alles feste mit der Marinade einreiben. Jetzt erst den Grill anheizen, Hugos mixen, jetzt erst die Pfirsich-Salsa zubereiten… Noch kann alles gut werden.
Die Kräuter vorerst mit einem Löffel vom Fleisch nehmen und rundherum mit Kruste versehen, Thermometer in die Mitte und indirekt bei geschlossenem Deckel fertig grillen. Dabei zwischendurch eine handvoll Hickory-Chips in die glodernde Lut geben, das Fleisch wieder mit der übrigen Kräuter-Marinade bestreichen und klar – alles wurde gut und nach dem Spiel haben wir gelacht und uns gefreut, denn: Hauptsach´ gut gegessen!
Und für die ganz ganz liebe Nata wird das hier auch noch ein Event-Beitrag. Nicht mein erster, aber der erste seit langem 🙂