Seit Weihnachten habe ich eine neue Leidenschaft: Menüs kochen. Ein hübsch angerichtetes, ausgewogenes Gericht ist dabei eine Sache und schwierig genug. Aber die wahre Freude ist für mich neuerdings ein ganzes Menü zusammenzustellen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze. Man kann das Ganze dramaturgisch aufbauen: Ein Amuse Bouche reißt dabei sozusagen den Vorhang auf, die Vorspeise bereitet subtil auf den Hauptgang vor, der für sich genommen atemberaubend sein muss. Und wer sich dann kulinarisch auf dem Höhepunkt wiegt wird mit dem Nachtisch aus den Socken gehauen. Daneben ist es wichtig ordentlich vorbereitet zu sein und die einzelnen Komponenten auch zeitlich gut aufeinander abzustimmen. Da kann es dann schonmal sein, das Teile des Nachtischs am Vortag zubereitet werden müssen und einzelne Bestandteile verschiedener Gänge durcheinander gekocht werden.
Alternativ – oder zusätzlich – kann man dem ganzen ein Motto geben. Ein italienisches Menü z.B. mit traditionellen, landesspezifischen Gängen. Als ich Sonntag vor einer Woche mal nicht einschlafen konnte, weil ich so vom mexikanischen Menü der Koch-Area 51 begeistert war (die hatten Gold auf ihren Nachtisch gebacken) kam mir neben der Idee für ein James Bond Menü mit 22 Gängen (22 Filme), bei denen quasi jeder Gang einen Film zitiert, folgendes Motto-Menü in den Kopf: Georgia on my Mind. Drei Gänge aus dem Amerikanischen Südstaat.
Kürzlich habe ich mir auf Empfehlung Jamies Amerika gekauft. Zwischendurch war ich mal ein bisschen gelangweilt von Jamie. Parmesan, Speck, Thymian und Pinienkerne in sämtlichen Kombinationen hing mir ein bisschen zum Hals raus. Andererseits ist Natürlich Jamie aktuell mein Lieblingskochbuch – es kommt meiner Vorstellung von Kochen am Nächste. Und dann kommt dieser amerikanische Band mit Rezepten für Krokodil-Filets daher. Das Rezept für die Bällchen aus Wurst hingegen hat mich begeistert – Jamies Amerika hat aber auch ein Kapitel über Georgia und so war das mit dem Motto-Menü dann doch ganz einfach – Drei Gänge auswählen, nachkochen, Glücklich sein!
In den Abend gestartet sind wir mit einem gemischten Salat mit Äpfeln, Chicorée, kandierten Pekannüssen und einer Orangen-Vinaigrette. Tolle Sache mit diesen vielfältigen Aromen: Bitter Sweet Salad Symphony:
Der Hauptgang hat mich wirklich aus den Socken gehauen. Eigentlich bin ich nicht so der Bohnen-Fan. Manchmal mach ich sogar Chili ganz ohne Bohnen, aber das Rezept für Creamy Beans musste ausprobiert werden. Dazu werden jeweils eine Zwiebel, eine Stange Sellerie, und eine Möhre fein gewürfelt und mit 4 gehackten Zweigen Rosmarin angeschwitzt. Dann kommen ca. 400g dicke Bohnen und eine Dose Mais dazu, ein Glas Hühnerbrühe und ein Becher Sahne werden darin auf Superschlotzig eingekocht und mit Pfeffer und Salz gewürzt. Im Original macht Jamie einen Rehrücken dazu – bei uns gab´s zwei Hüftsteaks vom Maurener Angus-Rind – garniert mit angebratenen Speckwürfeln:
Zum Nachtisch kam dann die Zeit des Pfirsich-State, wie Georgia auch genannt wird. Passende Törtchen wurden ja schon am Vortag gebacken, zum Menü sollte es dann zusätzlich noch ein Pfirsich-Eis geben. Leider habe ich (noch) keine Eismaschine mit Kompressor. Und blöderweise fiel es mir erst recht spät ein, dass der Kühlblock der Eismaschine nicht in der Kühltruhe liegt, weil da letzte Woche vier Kalbsfüße eingezogen sind. Wenn also so ein Eismaschinenhersteller sagt, der Kühlblock sollte mindestens 18 Stunden kalt stehen – dann meinen die das auch so. Nein, 12 Stunden reichen da nicht. Und so kommt es, dass die Eiscreme zum Menü eben so aussieht:
Ist jetzt nicht sooooo schlimm, schmecken tut´s ja trotzdem und eine Sauce zu den Törtchen ist ja auch was Tolles. Einen Tag später war sie dann durchgefroren und hat auch als richtiges Eis super geschmeckt 😉 Für mich war das ein sehr gelungenes Menü und ein wirklich schöner Abend.
Mehr Fotos wie immer im Flickr-Album.