Ich bin ein eher unordentlicher Mensch. Das liegt nicht daran, dass ich Ordnung nicht zu schätzen weiß. Nein, ich genieße sie sogar. Manchmal verliere ich das Interesse an Dingen – und dann lasse ich sie einfach herumliegen. Was ich hingegen ausdauernd pflege, sind Vorurteile und Feindbilder. Die Einstellung mag unpopulär erscheinen, aber ich denke gepflegte Vorurteile machen das Leben leichter. Man weiß zu jeder Zeit über die Welt bescheid. Ist erstmal die passende Schublade für den neuen Kollegen gefunden, muss man sich nicht mehr näher mit dieser Person beschäftigen. Tatort aus dem Saarland, geh fott. Veganer, alle fahrig. Fleischfresser, alle fett. Und jetzt mein Lieblingsvorurteil: Foodblogger, halten sich alle für die Krone der Schöpfung. Am Herd. Wie du dir sicher denken kannst, ist das kein persönliches Vorurteil in dem Sinne, sondern viel mehr eins, das mir immer und immer wieder begegnet. Und in gewisser Weise muss ich mich auch noch schuldig bekennen, regelmäßig meinen Beitrag dazu zu liefern. Ich war erschrocken, als ich neulich meinen Ordner an nicht verbloggten Gerichten durchgeblättert habe. Da war viel Schrott dabei – aber will das wirklich jemand sehen und lesen, wenn ich nicht hundertprozentig damit zufrieden bin? Zeit für ein Experiment!
Seit ein paar Wochen bin ich völlig fasziniert von Joghurt. Gemocht habe ich seine Konsistenz und die Säure, die er mitbringt und an kalte Gerichte weitergibt schon immer. Und kaltes Essen war bei der grade erst überstandenen Hitzewelle ein echter Segen. Außerdem habe ich mich ein bisschen in Simones Karotten verliebt, die sie zu unserem Neungänger neulich bei Uwe beigesteuert hat. Denn da war auch Joghurt im Spiel. Jedenfalls die Karotten, da war meine Idee sie im eigenen Saft im Vakuum zu garen. Dazu, so dachte ich, schweiße ich die geschälten Karotten einfach mit jeweils einem Esslöffel Zucker und Salz in einen Beutel ein, lasse die Karotten über Nacht im Kühlschrank Saft ziehen und werfe den Beutel später ins heiße Wasserbad. Danach nur noch im eigenen Saft glasieren und die geilsten Karotten aller Zeiten genießen. Pfeiffendeckel. Das mit dem Saft ziehen hat noch funktioniert. Gar waren die Karotten nach einer halben Stunde bei 85 Grad auch. Geschmack: Fehlanzeige. Es müssen sich Salznester gebildet haben, da immer mal wieder ein Stück total versalzen schmeckte, während der Rest eher fad war. Konzentriertes Karottenaroma? Nicht in meinem Beutel…
An den Karotten, Bundkarotten, Bioland, morgens und Abends gestreichelt und mit Einhorntränen gegossen, kann es nicht gelegen haben. Das Grün habe ich blanchiert und mit megareduziertem Fond abgeschmeckt. Schon lecker, aber faserig. Ließ sich nicht cremig pürieren. Es sollte ein schönes Muster auf dem Teller geben. Grüne Spuren im herzhaft abgeschmeckten Zitronenjoghurt. Und zu allem Überfluss noch Linsen. Ohne alles. Gekocht und mit dem restlichen Fond und gutem Essig abgeschmeckt. Klar, schon nicht schlecht und grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Linsen schon auch nach Linsen schmecken dürfen und nicht noch mit Myriaden anderer Aromen überballert werden müssen. Aber vielleicht wäre ein bisschen mehr hier einfach mehr gewesen.
Und dann diese Bilder. Möchte man jedem unter die Nase halten, der sich über Kleckerportionen auf Fototellern echauffiert. Überladene Teller sehen einfach nicht schön aus. Und langweilige Linsen sehen auch langweilig aus und, steh mir bei, was hab ich mir nur dabei gedacht die Füße meiner Frau mit zu belichten!? Was denkt sich überhaupt jemand dabei, Füße und Essen auf einem Foto zusammen zu bringen. Entschuldigung Publikum! Entschuldigung Schatz 😉
So, und jetzt? Soll ich die anderen 168 Missgeschicke auch noch veröffentlichen oder sind wir mit dem Thema durch? Da machst du dir gar kein Bild von, wie viele schlechte Ideen und Missgeschicke in Foodblogs unveröffentlicht bleiben. Das ist auch in Ordnung so und wenn ich dir außerdem noch eines versichern kann: Die allerallermeisten Foodblogger betreiben ihre Blogs nicht als Werkschau oder Plattform zur Selbstdarstellung. Sie sind Enthusiasten, die für ihr Hobby brennen (und dafür auch hin und wieder durch die Hölle gehen) und da zeigt man der Welt halt hauptsächlich die Dinge, die einen auch selbst begeistern.
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