Es gibt wahrscheinlich nur eine Sache, die ich in der Küche lieber mache als mit jemandem zusammen zu Kochen: Alleine Kochen! Dabei ist Teamfähigkeit die Soft-Skill – oder man könnte auch Stellenausschreibungs-Bullshit-Phrase sagen – Numero Uno, denn wer will schon Mitarbeiter, die wochenlang im dunklen Kämmerlein vor sich hin wurschteln um dann, eventuell, mit ihrem genialen Erzeugnis um die Ecke zu kommen. In der Küche ist das freilich anders. Viele Köche verderben hier den Brei, aber wie viele Köche sind zu viele? Zwei ganz sicher nicht. Und siehe da, sogar Vier hat ganz gut geklappt – weil ich die Aufgaben verteilen durfte 😉 Und weil ich am Herd so ein Eigenbrötler bin, hab ich am Vormittag ein paar Sachen vorbereitet, damit die liebe Lena und ihr Frank nicht zu lange ohne Essen bleiben mussten. Man lernt ja dazu!
Also gab´s zum Einstieg eine Gurkensuppe mit Tomateneis dicht gefolgt von Basilikum Panna-Cotta mit Garnelen vom Grill. Heston Blumenthal schreibt sehr mitreißend über Essen, Lebensmittel und deren Zubereitung. In seinem neuesten Buch erklärt er der Welt unter anderem das Würzen – z.B. mit Salz. Richtiges Salzen ist der Schlüssel zum Erfolg und oft fehlt einem Gericht nur ein wenig davon um ihm den Dreh in Richtung Verzückung zu geben, während zu viel Salz höchstens des Cardiologen Porsche finanziert und auch mit Hinweisen auf einen verliebten Koch nichts mehr gerettet werden kann. Es müssen die Neandertaler gewesen sein, die, als sie leise in ihre fade Mammutsuppe weinten, feststellten, dass es sich lohnen könnte Stollen in Felsen zu treiben um säckeweise vom weißen Gold nach oben zu befördern… Gründe genug sich mit Salz zu beschäftigen und Heston empfiehlt hier eine Reihe von Espressotassen mit Hühnerbrühe zu füllen und von Tasse zu Tasse den Salzgehalt zu erhöhen, bis die Suppe versalzen ist und sich den Wohlgeschmack der vorhergehenden Suppe zu merken. Das kann man üben und das hätte ich besser mal getan, bevor ich die Messerspitze Salz zuviel in meine Basilikum Panna Cotta, die eigentlich Knoblauch Panna Cotta heißt, was mir aber zu muffig klingt, tat um somit in der Vorspeise wohl nur zu wohlwollenden 8 Punkten gekommen zu sein. So hoch muss die Bewertung trotzdem sein, denn die perfekte Konsistenz und das schmeichelhafte Mundgefühl konnten vom Salz höchstens im letzten Drittel beeinträchtigt werden und wurden da von der Garnele, die alleine mit Olivenöl, Zitronensaft und Oregano auskam, großmütig aufgefangen. Wenn man sich denn das Beste zum Schluss aufgehoben hat.
Ich muss gestehen: Für kalte Suppe hatte ich schon immer eine Schwäche. Nach einer durchzechten Nacht den Bretthunger mit Kartoffel-Möhren-Suppe aus Mamas großem Topf vom Mittag gestillt – aber sicher. Als Zivi in der Krankenhaus-Kantine Direktzuriff zur Kaltschale – was dann!? Und wenn mich dann ein Rezept wie Gurkensuppe mit Tomateneis aus einem Kochbuch anglotzt kann ich nicht anders und muss die Zutatenliste mit den Vorräten abgleichen und ins iPhone übernehmen. Je mehr ich aus eigener Ernte beisteuern kann, umso toller finde ich das Ergebnis, das hier vor hauseigener Minze strotzte. Und wenn schon Gurke, dann kann auch ein Schlückchen Hendricks nicht schaden.
Es gibt Kollegen die sich mit Hingabe um den Ursprung von Rezepten kümmern und sehr unterhaltsam darüber schreiben, während andere sich, sagen wir mal, darum bemühen. Ich seh die Sache eher pragmatisch und bin der Meinung, dass sich manche Rezepte nicht ohne Grund weiterentwickelt haben. Mag es den spanischen Bauern im Mittelalter noch vor Übergriffen von Vieh und Weib geschützt haben, möchte der moderne Büroarbeiter (was heute ungefähr dem Stand des Bauern im Mittelalter entspricht) vor allem wohlriechend durch´s Leben schreiten, weswegen man in der Gegenwart eine Ailoi eher auf Basis einer Mayonnaise herstellt und auf das Original, das alleine aus Knoblauch und Olivenöl besteht, lieber verzichtet. Versucht haben wir´s und das Votum war eindeutig: Ob der arme Mörser jemals wieder den beißenden Knoblauchgestank los wird!?
Erstaunlicherweise hat sich diese Riesenmenge Knoblauch hervorragend in der Hähnchenpfanne gemacht. Mittlerweile waren die Vorbereitungen abgeschlossen und das Kochen fand auf der Dachterasse und damit in der dortigen Outdoorküche statt. Die köstlichen gefüllten Tomaten standen noch auf dem Tisch, mit den Resten der Füllung, dazu das leckere Baguette von Bäcker Baier. So mussten wir nicht aufhören zu essen, während ausgelöste Hähnchenschenkel in der Grillpfanne vor sich hinschmurggelten.
Den krönenden Abschluss des Abends machten Venusmuscheln in einem grandiosen Sud aus Zwiebel, Tomaten und Weißwein. Auch hier zahlt sich der Besitz eines Kugelgrills aus – die Muscheln gehen wunderbar auf unter geschlossenem Deckel, wobei wir beiden Blogger eindeutig die größeren Muschelfans zu sein schienen 😉 Ein schöner Tag mit noch schönerem Abend, Kochen, leckeres Essen und lästern über die Blogger-Kollegen. Leider zu früh von der letzten S-Bahn unterbrochen. Aber Fortsetzung folgt bestimmt!
Mach Dir blos keine Mühe, ich hätte auch Tapas genommen 😉
Es waren lauter leckere Kleinigkeiten 🙂
Tja. Ich sage nur eins, und ich sage nur:
Schön! Schön! Schön! 🙂
Schön, dass das rüberkam 😉
Ich sage das nicht oft, aber da wäre ich wirklich gerne dabei gewesen. Dann hätte ich Euch alle Venusmuscheln weggegessen.
Gut dass Nata und ich nicht dabei waren…ich glaub, es hätte einen ordentlichen Streit um die Muscheln gegeben. 😉
Obwohl. Die anderen Kleinigkeiten waren bestimmt auch sehr köstlich.
Hach, schön war’s. Eine Wiederholung gibt es bestimmt und ich freue mich schon auf die Kleinigkeiten die es dann geben wird!
Hansen!!! Bitte, ich will so eine Suppe.
Du hast also andere Kochfreundinnen neben mir!
*schnüff*
Sieht sehr lecker aus. Ich liebe es ja wenn viele kleinigkeiten auf dem Tisch sind und man über den Abend immer wieder was neues, leckeres probiert 🙂