Als Belohnung für acht Monate Foodblogging durfte die ChefHansen Belegschaft am 25. Mai nach München fahren. Zorra wäre selbst auch gerne dort gewesen, hat aber ihre Karten zur Verlosung gestellt und ich habe gewonnen. Und so hieß es dann am letzten Mittwoch im Mai für Chefredakteur, Fotograf, Foodstylist, Koch, Lektor, Verleger, Webdesigner und Tellerwäscher: Alle Mann rein in den Clio und ab auf die A8. Neben der spannenden AEG Masterclass bei Kräuterexperte Peter Scharff waren die Jungs noch in der Stadt unterwegs: Hauptbahnhof, Vikutalienmarkt und Englischer Garten mussten allerdings reichen, denn um 18:30 ging´s im Botanikum los mit einem fantastischen Abend, bei dem sich neben Peter Scharff noch drei weitere Köche, drei Service-Damen und der Sommelier Rüdiger Meyer für das Wohl ihrer Gäste aufopferten.
Der Rundgang über den Vikutalienmarkt war ein echtes Highlight der vergangenen Wochen. Eigentlich hatte ich erwartet, lauter böse Blicke zu ernten, wenn ich versuche einen Marktstand nach dem anderen abzulichten – wie man das von anderen Locations eben so kennt. Aber hier gab es sogar das ein oder andere freundliche Lächeln – die Lebensmittel fand ich dann aber trotzdem interessanter 😉 Lauter leckere Sachen – es gab nichts, was es nicht gibt. Das ist jetzt einerseits total toll, andererseits fühle ich mich an solchen Orten wie Columbus, wenn dieser eine Landkarte von Amerika gehabt hätte und nur noch überlegen müsste, wo er denn jetzt zuerst an Land gehen sollte.
Im Botanikum wurden wir herzlich mit einem Holunderblütensekt empfangen. Der Abend begann mit einem sehr netten Gespräch mit der anderen Gewinnerin des Abends – Liz Collet, die in ihrem schönen Blog ebenfalls einen sehr stimmungsvollen Rückblick auf diesen Abend veröffentlicht hat. Dort kann man lückenlos alle Fakten und Details über Essen, Wein und Gastgeber nachlesen. Ich sollte auch mal anfangen mir Notizen zu machen – andererseits hab ich ja auch Schule und Studium ohne überlebt 😉
Kulinarisch ging´s los mit Bruschetta – Tomate mit drei verschiedenen Kräutern, von denen vor allem das Olivenkraut in Erinnerung blieb, sowie Schalotte mit Schnittlauch. In dem lustigen Eierbecher war ein gekochtes Wachtelei in Kräuter-Safransauce. Yummy.
Die reizende Empfangsdame nahm mich an der Hand und wir schlenderten zusammen in den Privatgarten um dort die ersten Kräuter zu verkosten. Dabei hatten die Teilnehmer die Augen verbunden (deswegen auch das mit dem Händchenhalten) und lauschten einem Vortrag vom Band über den sinnlichen Aspekt der (Kräuter-)Küche. Naja. Im Anschluss daran folgte allerdings das erste Highlight des Abends, das zum neuen Klassiker in der ChefHansen-Küche werden wird: Minze in der Hühnerbrühe. In fünf Espressotassen gab es verschiedene Kräuter in der Brühe zum Verkosten – in Erinnerung blieb die Minze. Toll. So toll, dass ich das nicht abgelichtet habe…
Der für mich beste Gang des Abends wurde danach in Form einer Baslikum-Uhr präsentiert. Rotbarbe auf einem Tomatenconfit (mit Salzzitrone – Knaller! – und Oliven von Kreta – Gedicht!) gerahmt von sieben verschiedenen Basilikumsorten – Interessant, was der Basilikum so hergibt. Zitronenbasilikum war auch im Spiel und diesen gab´s am Ende noch als Abschiedesgeschenk, destiliert und konserviert in einem Olivenöl. Tolles Würzöl.
Was´n das für Fleisch? Das ist doch nicht etwa? Ist das…? Lieber mal hinsetzen – hier die Keywords die neben Arterienverkalkung bei Fleischessern noch für Herzstillstand sorgen: Rinderfilet. Wagyu. Dan Morgan. Ein paar Tage vorher haben Frau Hansen und ich noch über Wagyu gesprochen und ich ihr erklärt, dass das irgendwann schonmal noch auf einem unserer IKEA-Teller landen wird, aber nicht ohne Anlass und überhaupt… Und jetzt musste ich das ohne sie probieren. Und dann hab ich 2011 auch noch zum rinderfiletfreien Jahr erklärt, denke sogar über eine Serie: Das ganze Tier nach… Liegenlassen konnte ich das Fleisch aber nicht. Schließlich war es die Begleitung zu verschiedenen Arten von Thymian, die neben einer weißen Polenta noch auf dem Teller waren. Das Fleisch war in erster Linie zart und der Gast zu meiner Rechten merkte anerkennend an, dass man das ja selten so roh gereicht bekäme 😉 Bei mir war noch dazu nur eine Ecke gesalzen, so dass ich die einmalige Chance hatte Wagyu auf wirklich ursprüngliche Art zu kosten.
Koriander mag ich nicht so gerne, verwende es aber immer da, wo sonst Petersilie ran soll – die mag ich nämlich überhaupt nicht. Das Leben ist zu kurz für Petersilie. Interessant war aber die Art und Weise, wie an diesem Abend Koriander in Szene gesetzt wurde: Wurzel, Stängel, Blatt, Blüte und Samen auf Ananaswürfelchen – wer zuhause ne Korianderpflanze hat sollte sich mal ne Ananas besorgen und das nachmachen. Mein Koriander trägt mittlerweile Blüten und da es wahrscheinlich wenig Gärtner gibt die ähnlich unbedarft sind wie ich, sollte das wirklich kein Problem sein.
Ein weiterer interessanter Versuch kam zum Thema Marinieren. Tomaten, Gurken, Zucchini und Avocado wurden einmal ganz frisch mit Kräutern und Marinade gemischt gereicht und einmal in einer Version, die bereits vier Stunden zuvor angemacht wurde. Klarer Fall wer hier der Sieger war, eigentlich keine Überraschung, jedenfalls nicht für Leute, die schonmal nen Kopfsalat vier Stunden in der Schüssel liegen ließen 😉
Der Nachtisch. Waldmeistergelee mit Erdbeeren. Auf Waldmeister stehe ich nicht erst seit meinem Spargelteller, aber hier hat er nochmal eine richtig gute Figur gemacht. Außerdem gab es Aprikose mit Thymian auf einem Degustationslöffel, ein Zimtpfefferblatt in Schokolade, ein Gläschen mit Sahnegries und Bananengelee und ein weiteres Gläschen mit einer Mangocreme. Auch alle sehr lecker aber der eigentliche Star des Dessert war für mich die Beerenauslese, die es dazu zu trinken gab.
Spätestens seit die Discounter Beerenauslesen zu hochalkoholischer Süßweinpampe degradiert haben, schwindet der Zauber dieses Tröpfchens. Wenn man aber an der Mosel geboren wurde, ist die Beerenauslese ein Getränk, das man von runden Geburtstagen kennt. Wenn nur noch die Übernachtungsgäste anwesend sind. Hier hat dieser Wein aber auch toll hingepasst, genau wie alle anderen Weine, die an diesem Abend gereicht und sehr eloquent von Rüdiger Meyer präsentiert wurden. Details zum Wein gibt es ebenfalls bei Liz – mir kommen Worte wie Pouilly Fuissé Domaine Luquet oder Granato Elisabetta Foradori einfach nicht so glaubhaft über die Lippen 😉
Was für ein gelungener Abend! Die ganze Mannschaft war begeistert und wäre dieser Abend nicht gewonnen worden, man hätte glatt so hingehen müssen. Nachdem Arthurs Tochter schon so begeistert von der AEG Masterclass zum Thema Fleisch berichtete wird nun auch bei Uwe von Highfoodality die Teilnahme an der Masterclass zum Thema Trüffel verlost. Wer da nicht mitmacht…
Ich bin jedenfalls ein noch größerer Kräuterfan geworden und freue mich darauf noch bis weit in den Herbst hinein viele originelle Gerichte mit frischen Kräuter zu präsentieren.
Auf den Viktualienmarkt freue ich mich während meinen Münchentrip im Juli schon am meisten.
Die AEG Masterclass Kräuter scheint ähnlich toll wie die zum Thema Fleisch gewesen zu sein…
Das war wohl allermindestens genau so sensationell, wie der Abend mit den Steaks! Und um den Besuch des Viktualienmarktes beneide ich Dich schon ein wenig…
Aber Frau Hansen kannst Du beruhigen- das Filet ist ja so ziemlich das geschmacksneutralste und (bitte vorauseilend um Entschuldigung) das langweiligste Stück Fleisch unter Gottes Sonne, auch vom Wagyu. Insofern steht ihr das Beste in Form eines Ribeye immer noch bevor! 😉
Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass es überhaupt keine aufdringliche Verkaufsveranstalung war. War das bei Euch ebenso, dass die Sponsoren sich sehr dezent zurückgehalten haben?
Danke für diesen wunderbaren Bericht. Das nächste Mal gehe ich selbst hin. 😉 Das mit den Notizen machen geht mir auch so, aber je älter ich werde, desto mehr wird es wohl notwendig.
Wenn ich Glück habe treffe ich Peter Scharff bald hier in Andalusien. Ich hoffe erzählt dann auch viel von Kräutern… Hast du den Bericht bei Claudio gesehen – http://www.anonymekoeche.net/?p=2250
Ich finde es auch schade, dass ich nicht selbst hingehen kann. ich fand den ganzen kontakt mit den herren und damen werbeagentur von AEG sehr angenehm und zurückhaltend. ich hatte immer das gefühl, das essen steht im vordergrund. so musses aber auch sein 🙂
Sehr schöner Bericht eures Betriebsausflugs. Da war ja die komplette Mannschaft mit am Start 😉
Kräuter als Kochkurs hätte mich auch interessiert, Trüffel sind jetzt nicht so mein Ding.
Viele Grüße und schöner Tag noch,
Juliane
@Tina Bei meinem nächsten Münchenausflug nehme ich mir noch mehr Zeit für den Viktualienmarkt, wobei Liz mir noch vom schönen Elisabeth-Markt erzählt hat. Mit der Masterclass scheint AEG wirklich ein gutes Konzept getroffen zu haben.
@Arthurs Tochter Ich war begeistert und werde das sicher wiederholen – auch ohne Gewinmn. Wenn ich eingekauft hätte, wäre auch das Ribeye auf dem Teller gelandet – aber kommt Zeit, kommt Dan Morgan… Da waren Sponsoren anwesend?
@Zorra Dir nochmal vielen Dank 🙂 Der Peter Scharff ist ein sehr umgänglicher Typ, der erzählt dir sicher sehr gerne was von seinen Kräutern. Danke für den Hinweis auf Claudios Bericht – mein Feedreader hat mir garkeine Updates mehr von ihm geschickt und ich dachte schon er würde garnicht mehr schreiben – jetzt brauch ich nen Tag Urlaub um das wieder aufzuholen 😉
@Uwe Mir sind die garnicht aufgefallen… Es gab wohl mal nen Hinweis wie toll man Tomatenfilets mit dem Dörrprogramm trocknen kann, aber das war´s auch schon. Die Frage was man denn ohne Dörrprogramm mache wurde ausführlich beantwortet 😉
@Juliane Vielen Dank – die Jungs haben sich sehr über die Abwechslung gefreut 😉 Mit Trüffeln zu kochen finde ich jetzt auch nicht wahnsinnig spannend, aber bei den Kursen steht das Essen an sich auch eher im Mittelpunkt und ich könnte mir vorstellen, dass sich der Abend allein aus kulinarischer Sicht lohnen würde. Genau genommen hat sich unser Abend schon für den Fischgang und die Hühnerbrühe gelohnt 😉
Danke für den tollen Bericht. Das mit den Kräutern klingt besonders interessant.
Ende Mai war ich ein paar Tage in München und hab natürlich auch den Viktualienmarkt heimgesucht – unser Wiener Naschmarkt kann sich verstecken und muss vor Scham ganz rot werden!
Du bist einfach ein Glückspilz Chef und sowas von zu beneiden! Toller Bericht und über den Viktualienmarkt werde ich wahrscheinlich in 2 Wochen schlendern dürfen. Freu mich schon!
@Turbohausfrau Vielen Dank 🙂 Ich bin Feuer und Flamme für Kräuter, sozusagen 🙂 Das Thema Viktualienmarkt ist natürlich auch ne zweischneidige Sache. Wenn man immer alles bekommen kann, verliert das Besondere vielleicht zu schnell seinen Reiz. Auch ein Grund, warum ich nur selten in die Stuttgarter Markthalle gehe – die ist zwar kein Vergleich mit dem Viktualienmarkt, aber verstecken braucht sie sich auch nicht.
@Simone Ja, so ist das wohl – aber bitte keinen Neid 🙂 Schlendern klingt viel schöner, als das was ich da gemacht habe. Ich hätte da gut und gerne den ganzen Tag verbringen können, aber mehr als ne halbe Stunde war nicht drin. Nicht mal probieren hab ich können – aber beim nächsten Mal!